Teil 2: Nutzungszeiten, Schule und Langeweile - Wie kann der (mediale) Alltag aussehen?
In Teil 1 stellen wir anhand von allgemeinen Tipps zum Umgang mit Corona dar, wie Medien in der jetzigen Zeit unterstützen können. Im Folgenden wollen wir Anregungen auf die konkrete Gestaltung im familiären Medienalltag geben.
1. Schule zu Hause gestalten
Legen Sie eine Struktur in Form eines Stundenplans und erreichbaren Zielen fest. Lerneinheiten sollten nicht zu lang und mit regelmäßigen Pausen verbunden sein. Orientierung kann die bekannte Zeiteinteilung aus Schule und weiteren Bildungseinrichtungen geben. Wie Medien hier unterstützen können, haben wir in der Sammlung Tagesstruktur bereits zusammengefasst.
Abwechslung lockert den Unterricht zu Hause auf, bspw. mit Erklärvideos oder Lernapps. Hierzu gibt es je nach Schulfach und Thema verschiedene Kanäle und Anbieter. Eine Auswahl findet sich unter Schule Zuhause Familie und Freunde. Wichtig ist es, entspannt zu bleiben. Eltern können die Lebenswelt der Schule nicht ersetzen. Sie können allerdings Hilfestellung bei schwierigen Aufgaben geben und gemeinsam kreative Wege beschreiten.
2. Freizeit und Medien - nach der (Heim)Schule
Nach getanen Schularbeiten sollten Kinder erst einmal Abstand zur Lernumgebung bekommen und bestenfalls an die frische Luft gehen. Auch können Aktivitäten wie gemeinsames Kochen, Malen oder Basteln dazu beitragen, den Kopf und das Gehirn zu entspannen. Ob drinnen oder draußen - in einem gewissen zeitlichen Rahmen kann das Smartphone oder Tablet zur kreativen Freizeitbeschäftigung genutzt werden. Oft bieten sie eine willkommene Abwechslung, um Langeweile vorzubeugen. Welche Apps besonders Spaß machen, ohne dass die Kinder einfach "nur daddeln" stellen wir derzeit zusammen und veröffentlichen diese bald hier - auch für die Zeit nach Corona. Einige Anregungen finden Sie bereits jetzt in der Sammlung geistige Aktivitäten.
3. Altersgerechte Angebote und Einstellungen
Besonders jetzt darf der Blick nicht von altersgerechten Apps, Wahrung des Datenschutzes, Beschränkung von In-App-Käufen usw. abgewendet werden.
Eine Auswahl an kindgerechten und spannenden Anwendungen findet sich z.B. bei Klick-Tipps und dem Deutschen Jugendinstitut. Kriterien für passende Apps, die Ihnen bei der eigenen Einschätzung helfen können, hat Klicksafe zusammengefasst. Hierbei sollte neben kinder- und jugendgefährdenden Inhalte besonders auf Aspekte des Datenschutz geachtet werden. Denn Daten von Kindern unter 16 Jahren sind ausgesprochen schützenswert und erhalten auch in der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) eine besondere Rolle. Grundsätzlich dürfen keine Persönlichkeits- und Nutzerprofile erstellt oder personenbezogene Daten gesammelt werden. Die Facheinrichtung SIN – Studio im Netz hat hierzu eine umfassende Methoden- und Materialsammlung entwickelt, die sich mit der komplexen Thematik spielerisch auseinandersetzt. Tipps für Sicherheitseinstellungen von Smartphones und Tablets hat bspw. der Verein ISPA in übersichtlich bebilderten Anleitungen zusammengefasst.
4. Bildschirmzeiten
Die vereinbarten Medienzeiten von Computer, Smartphone und Tablet sollten wärend (und auch nach) Corona möglichst eingehalten werden. Die Initiative SCHAU HIN! empfiehlt bei Kindern ab 10 Jahren ein wöchentliches Kontingent zur persönlichen Einteilung und Erfahrung der Bildschirmzeit. Richtwerte sind dabei 10 Minuten Medienzeit pro Lebensjahr am Tag oder eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche. 6- bis 9-Jährige sollten maximal eine Stunde Bildschirmzeit am Tag haben. Gerade bei digitalen Schulaufgaben, dem Lesen von Ebooks oder dem Nutzen von Lernapps sollten Sie hier ggf. über eine Ausdehnung der vereinbarten Zeiten verhandeln. Außerdem sind medienfreie Zeiten sehr wichtig und auch Sie als Eltern können dabei eine Vorbildfunktion einnehmen. Verständigen Sie sich z.B. auf die handyfreie Zone beim Essen oder mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen.
5. Mediennutzungsvereinbarungen
Bildschirm- sowie medienfreie Zeiten und einiges mehr lassen sich bspw. mittels der Plattform Mediennutzungsvertrag besprechen und schriftlich vereinbaren. Die Webseite bietet eine gute Gelegenheit, um mit Ihrem Kind über Regeln zu diskutieren. Neben dem zeitlichen Umfang finden wir vor allem die Festlegung wichtig, welche persönlichen Daten im Netz preisgegeben werden dürfen, welche Umgangsformen gelten und wie mit Kontaktaufnahmen durch Fremde umzugehen ist. Die rechtlichen Aspekte (Urheberrecht, Persönlichkeitsrechte etc.) sollten ebenso geklärt werden, wie die Frage nach Kosten, Downloads und Installation neuer Apps. Natürlich sollten auch Passwörter und Sicherheitseinstellungen sowie Kontrolle durch die Eltern transparent thematisiert werden. All das lässt sich anhand der verschiedenen Kategorien des Mediennutzungsvertrags umfassend besprechen. Drucken Sie den Vertrag am besten aus und hängen Sie ihn gut sichbar in der Wohnung auf - eine Veränderung oder Erweiterung ist anhand des ausgegebenen Bearbeitungscodes jederzeit möglich, falls ein Nachjustieren nötig wird.